Montag, 16. April 2012

auch

16.04.2012: Drei Tage nach Erscheinen ist das neue Album "auch" der Berliner Punkrockband "die Ärzte" dann auch mal bei mir gelandet. Da diese Gruppe seit Jahren meine Lieblingsband ist, hatte ich mich schon wahnsinnig auf das neue Album nach fast fünf Jahren Sendepause (2007 das letzte Album "Jazz ist anders"). So lag es dann also auf meinem Schreibtisch...



Die Verpackung ist eine Pappschachtel, die als Spielepackung aufgemacht ist, denn der Clou ist:

Das Album ist gleichzeitig auch noch ein Spiel. Das Booklet ist das Spielbrett, die CD die Drehscheibe und als Spielsteine dienen drei Kronkorken mit den Buchstaben "b", "f" und "r" darauf (was das wohl heißen mag). Zumindest bei der Verpackung haben sie sich diesmal also schon selbst übertroffen.

Die Titel befinden sich, wie bei "Jazz ist anders" auch schon, auf der Seite der Verpackung. Die Texte kann man auf der Rückseite des Spielfeldes nachlesen:

Zusammen sieht das dann so aus:

Wem das jetzt zu kindisch erscheint, den kann ich beruhigen. Die insgesamt 16 Lieder sind nicht so verspielt. Und das obwohl das Album ein wenig experimentell erscheint, nach inzwischen 30 Jahren Bandgeschichte (26, wenn man die vier Jahre Trennung rausnimmt), wird es wohl schwer sich immer neu zu erfinden. Geschafft haben sie es trotzdem. Das ist vermutlich auch der Tatsache zu verdanken, dass Rod auf dem neuen Album wesentlich präsenter wirkt, als noch auf "Jazz ist anders". Drei Lieder stammen aus seiner eigenen Feder, bei zwei weiteren hat er mitgearbeitet. Damit liegt er zwar immer noch auf dem dritten Platz (Bela: 6 Beteiligungen, Farin: 8 Beteiligungen), aber man nimmt ihn wesentlich eher wahr. 
Im Folgenden gebe ich dann noch eine kurze Bewertung zu den einzelnen Songs ab.

1. Ist das noch Punkrock? (Urlaub)
 Typisches Lied von Farin. Rockiger Gitarrensound in den Strophen, der im Refrain sehr gedämpft ist. Eine durchaus gute Eröffnung für das neue Album. Erinnert, wie viele der neuen Sachen, an die Solostücke von FU.

2. Bettmagnet (Felsenheimer)
Musik zum mitwippen, aber mit einem gesellschaftskritischen Thema, bei dem man dann schon beim ersten Hören ins Nachgrübeln kommt. Hängen wir selber nicht auch immer öfter und länger faul zu Hause anstatt wirklich etwas zu machen?

3. Sohn der Leere (González)
So ganz habe ich noch nicht erschlossen, worum es in dem Lied geht, aber das geht mir bei Rod manchmal so. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich, als ich das erste Mal "Rock'n'Roll Übermensch" hörte. Klingt aber schon deutlich nach "die Ärzte".

4. TCR (Urlaub)
Farin vermischt hier ein paar verschiedene Stile, singt seinen eigenen Chor und redet in selbstironischer Weise davon, wie unintelligent ihre Musik ist, behält dabei aber trotzdem einen optimistischen Unterton.

5. Das darfst du (Felsenheimer)
Erinnert vom Text ein bisschen an "Lied vom Scheitern", ist aber doch sehr eigen. Gefällt mir.

6. Tamagotchi (González/Felsenheimer/Urlaub)
Ja. Ein Lied über ein billiges, japanisches Kinderspielzeug. Naja, nicht ganz. Letztlich eine Parabel auf die Ungewissheit eines Vaters, der nicht weiß, was sein Kind macht. Da meines Wissens nur Bela einen Sohn hat, ging die Idee wohl von ihm aus.

7. M&F (Urlaub)
Kennen wir sie nicht alle? Diese nervigen Pärchen, die sich in aller Öffentlichkeit abschlabbern. Ich gehöre ja jetzt dazu, also muss ich ein bisschen aufpassen, was ich sage. Auf jeden Fall kommt hier wieder Farins Humor deutlich zur Geltung. Klingt da vielleicht ein bisschen Neid auf Liebespaare durch? Man weiß es nicht...

8. Freundschaft ist Kunst (Felsenheimer)
Obwohl es von Bela ist, dominiert das Schlagzeug nicht komplett. Das Lied selber zeigt mal wieder, wie sehr sich "die Ärzte" vom politisch unterlegten Punk abheben und dass sie ihre Musik eigentlich nur zum Spaß machen. Und vielleicht noch um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.

9. Angekumpelt (González/Urlaub)
Das ganze ist ein Lied über falsche Freunde, mit denen sich berühmte Perönlichkeiten, wie unsere drei Lieblingsmusiker, vermutlich öfter rumschlagen müssen. Denn was nützt einem ein Freund, wenn man hinter seinem Rücken eh nur über ihn lästert und ihn eigentlich gar nicht leiden kann?

10. Waldspaziergang mit Folgen (Urlaub)
 Für einen intelligenten Menschen, egal ob gläubig oder nicht, ein sehr amüsantes Lied. Dumme Menschen verstehen vermutlich nicht, worum es geht. Und, weil ich dumme Menschen nicht mag, erkläre ich das jetzt auch nicht weiter. Ätsch!

11. Fiasko  (Urlaub) 
Da singt wohl jemand aus Erfahrung. Farin hat ja schon in "Ich gehöre nicht dazu" zugegeben, dass er nicht tanzen kann. Beim Frauen ansprechen hat er anscheinend ähnliche Probleme. Aber da ist er ja bei uns Nerds in guter Gesellschaft.

12. Miststück (Felsenheimer)
Die Ex-Frau/-Freundin ist ja auch eine ganz furchtbare Bitch. Und wiederhaben möchte man die auch gar nicht... oder? Musikalisch haben wir hier einen recht ruhigen Beat, hauptsächlich durch das Schlagzeug definiert, der zum Mitsingen einlädt. Ich als seriöser Mensch tue sowas aber natürlich nicht.

13. Das finde ich gut (González)
 Hier geht es um den Tod. Und darum, dass man im Tod letztlich glücklich ist. Ist allerdings, wie ich finde, eines der schlechteren Lieder auf der CD, weil es nicht so ganz in den Grundton der anderen Lieder passen will.

14. Cpt. Metal (Urlaub)
Eine harte Gitarre. Schnelles Schlagzeug. Liebe <3. Eins der besten Lieder auf dem Album. Anhören, vergessen das es schlechte Musik gibt, glücklich sein.
15. Die Hard (González)
Das beste Lied von Rod auf dem Album. Wollten wir nicht alle schonmal unsere Feinde mit Wattebällchen bewerfen, bis sie sterben? (Im beiliegenden Spiel darf man das sogar machen)

16. zeiDverschwÄndung (Felsenheimer)
Schon wieder ein Lied, dass andeuten könnte, dass die Laufbahn der "die Ärzte" bald zuende ist. Denn sollten wir langsam nicht alle etwas besseres zu tun haben, als "die Ärzte" zu hören? Es gab ja 2003 schon Gerüchte, nach den letzten Zeilen von "Nichtwissen". Seitdem sind 9 Jahre und zwei Alben verstrichen. Erstmal werden die drei Herrschaften ihre Tournee zu Ende führen und dann heißt es auch nach den Konzerten (hoffentlich) noch: "Das Ende (ist noch nicht vorbei)".